Kopfnuss und
Konterbier
Das neue Solo-Programm der Münchner Kabarettistin ab Oktober 2026
Claudia Pichler ist ein Unikum: Die Münchnerin wirkt auf den ersten Blick so sanft und charmant wie ein Frühlingsmorgen, seziert in feiner Sprache mit bairischem Einschlag allzu menschliche Abgründe und beherrscht dabei gekonnt die gesamte Klaviatur der Komik. Ein Abend mit Fr. Dr. Pichler - sie promovierte über keinen Geringeren als Gerhard Polt - verbindet scharfzüngige Gesellschaftsbeobachtungen mit herrlich trockenem Humor. Man muss nicht im Boxring stehen, um Schläge zu kassieren. Das Leben verteilt ständig Leberhaken, Magenschwinger und Gnackwatschn. Plötzliche Krankheit, der Papa stirbt, Beziehungsdrama und der Hamster hustet auch bedenklich. Ständig muss man folgenreiche Entscheidungen treffen und ist doch schon bei Alltagsfragen wie dem Kauf eines neuen WC-Sitzes hoffnungslos überfordert. Von globalen Krisen ganz zu schweigen! Wie soll man damit nur fertig werden? Auf jeden Fall nicht alleine. Der Mensch ist ein soziales Wesen und funktioniert am besten in Kooperation. Deshalb ist Einsamkeit eine der bedrohlichen Zivilisationskrankheiten unserer Zeit. Jeder kennt sie, niemand spricht gern darüber. Sie lauert hinter jedem Eck, nach dem verkackten Tinder-Date, der gekündigten Freundschaft oder im nächsten perfekten Social-Media-Feed. Denn das Gras auf der anderen Seite scheint immer grüner - inzwischen immerhin legal. Resilienz ist das Zauberwort, weil nicht jede Krise mit einem Konterbier beantwortet werden kann. Schon gar nicht, wenn eine plötzliche Histamin-Intoleranz den Biergenuss verdirbt. Kein Bier, kein Schweinsbraten - was bleibt da noch von der bayerischen Identität? Eine ganze Menge, wie Claudia Pichler auf der Bühne beweist, viel Tiefgründiges, herrlicher Schmarrn, haarsträubende Aufreger und spaßige Lieder. Denn wenn die Zeiten dunkler werden, wird auch der Humor schwärzer und notwendiger denn je. Ein Abend voller Charme, Satire und treffsicherer Beobachtungen.


